Die Interwetten/Coloplast Sitting Bulls haben sich bei der Vorrunde der Euroleague 1 im russischen Velika Novgorod mit dem Gruppensieg sensationell für das Finale in der Euroleague 1 qualifiziert.
Die Bulls überraschen!
Bereits im ersten Spiel gegen den vermeintlichen Turnierfavoriten SSD Santa Lucia Roma bewiesen die Niederösterreicher Kampfgeist, drehten ein bereits verloren geglaubtes Match im letzten Viertel noch von einem 14 Punkte-Rückstand in einen knappen 66:65 Sieg, und ebneten so den Weg Richtung Finale. Das zweite Gruppenspiel gegen Beit Halochem Haifa war der genaue Gegensatz zum Auftaktspiel. Nach einem sehr guten Start entglitt den Bulls immer mehr das Spiel, eine klare 57:87 Niederlage war die Folge.
Das letzte Spiel gegen den Veranstalter, die mit Ex-Bullen Joachim Gustavsson auftraten, sollte alles entscheiden. Mit einer phasenweise souveränen Defense fertigte das Team von Coach Andreas Zankl die Russen ganz klar 62:34 ab. Hayirli war der überragende Mann des Spiels – mit 23 Punkten, 16 Rebounds und 9 Assists schrammte er nur knapp am Triple-Double vorbei – zudem erkämpfte er sich noch viermal den Ball vom Gegner. Nachdem die Israelis sowohl gegen Santa Lucia Roma, als auch gegen Nevsky Alyans verloren, war der Gruppensieg für die Sitting Bulls perfekt. Das fünfte und vermeintlich schwächste Team Yalova (TUR), das eigentlich in Veliky Novgorod an den Start hätte gehen sollen, konnte übrigens aufgrund von Visaproblemen nicht antreten. Einen weiteren Grund zum Feiern für die Niederösterreicher gab es auch noch: Zwei der Bullen, nämlich Mehmet Hayirli und Jiri Vrba, wurden ins All-Star-Team der Runde gewählt.
Für die Bullen geht also die Mission Europacup mit dem Kampf um die Plätze 5 bis 14 in Europa also weiter, nämlich bei der Finalrunde der EuroLeague 1 in Bilbao, Spanien, von 27.-29. April. Dort treffen sie in Gruppe A auf die Gastgeber Bidaideak Bilbao BSR (ESP), das Star-Ensemble von Galatasaray S.K. (TUR) und die London Titans (GBR). In Gruppe B matchen sich die zwei starken türkischen Mannschaften Besiktas RMK Marine (TUR) und Kardemir Karabükspor Kulübü (TUR), das deutsche Top-Team BG Baskets Hamburg (GER) und das britische Traditionsteam Oldham Owls (GBR).
Interwetten/Coloplast Sitting Bulls (AUT) – Santa Lucia Roma (ITA) 66:65 (28:36)
Die Favoritenrolle war vor Spielbeginn klar vergeben und die Routiniers der italienischen Playoff-Teilnehmer aus Rom rund um die italienischen Superstars Cavagnini und Stupenengo sowie die beiden spanischen Vorjahres-Champions-Cup-Gewinner Muiño und Vera wurden dieser von Beginn an gerecht: Fares überraschte die schlafende Bullen-Abwehr nach wenigen Sekunden mit den ersten einfachen Punkten, die Offense der Bullen kämpfte mit Startschwierigkeiten. Wastian verkürzte nach 8 Minuten auf 10:12, was Santa Lucia zu einem Timeout zwang – aber die verbleibenden beiden Minuten des ersten Abschnitts gehörten wieder den Römern, die sich per Buzzer-Beater von Sanna Ali eine 12:20-Führung holten. Mitte des zweiten Viertels schien der Sieg für Santa Lucia beim Stand von 16:32 schon beinahe in trockenen Tüchern, doch Pliska setzte mit einem erfolgreichen Dreier eine entsprechende Antwort, die auch zeigte, dass die Sitting Bulls in diesem Match keine Minute lang nachlassen würden. Das Twin-Tower-Lineup der Bullen stellte die Italiener nun vor größere Probleme und Hayirli, Pliska und der aus dem Feld mit 11/11 perfekte Erben verkürzten weiter auf 28:33. Noch näher sollten die Sitting Bulls allerdings für noch lange Zeit nicht kommen: In Minute 27 stellte Fares den alten 16-Punkte-Vorsprung durch seinen Treffer zum 39:55 wieder her. Dennoch lief schon zu diesem Zeitpunkt das italienische Spiel nicht mehr so rund, Muiños Treffer zum 41:57 kurz nach der letzten Viertelpause sollte der letzte Treffer aus dem Feld für die italienischen Außenspieler bleiben.
Was nun folgte, war eine der größten Aufholjagden in der Geschichte der Sitting Bulls: Eine gute Mischung zwischen Druck am Rollstuhl und einer defensiven Zonenverteidigung gegen die verunsicherten Schützen sowie eine überragende Offensivleistung war die Grundlage dafür. Nach sechs erfolgreichen Freiwürfen und zwei Treffern aus der Distanz stand es plötzlich 51:57, dann traf Erben unter dem Korb zum 53:57. Die Spieluhr zeigte noch 5:10 und Santa Lucia sah sich zum Timeout gezwungen, denn die Partie war jetzt wieder offen. Fares beendete schließlich auch die italienische Scoring-Flaute, doch Erben konterte. Knapp vier Minuten vor Ende gab es noch ein kleines Geschenk der Bullen an Santa Lucia, als die niederösterreichische Bank nach einem Wechselfehler ein technisches Foul kassierte. Stupenengo verwertete den Freiwurf, Cavagnini netzte zum 56:62. Als der Kapitän der Römer schließlich 55 Sekunden vor dem Ende zum 60:65 traf, setzten nicht mehr viele Zuseher auf die Österreicher. Doch nach dem Timeout verkürzte Hayirli. Nach Turnover von Fares, der das Spielfeld illegalerweise verließ, verkürzte der Bullen-Kapitän weiter zum 64:65, bevor die engstehende Defense Sanna Ali zum Wurf von außen zwang. Der Routinier vergab, Pliska verwertete bombensicher im Konter und holte acht Sekunden vor Ende die erste Führung für die Sitting Bulls. Der letzte Angriffsversuch von Santa Lucia war nicht von Erfolg gekrönt, und die Interwetten/Coloplast Sitting Bulls jubelten über einen Erfolg, mit dem sie in ihren kühnsten Träumen und über gut 39 Minuten der Partie kaum gerechnet hatten.
Erben 28, Hayirli 18 (8 Rebounds), Pliska 14 (1 Dreier, 8 Rebounds, 14 Assists, 4 Steals), Vrba, Wastian (7 Rebounds) je 3, Dogan (4 Steals), Eckerl, Gergely, Toth bzw. Cavagnini 26 (14 Rebounds, 5 Assists), Fares 14, Stupenengo 11, Beltrame, Muiño (7 Rebounds, 9 Assists), Sanna Ali je 4, Vera 2, De Sousa Lobo Levy
Beit Halochem Haifa (ISR) – Interwetten/Coloplast Sitting Bulls (AUT) 87:57 (36:33)
Hoch motiviert, aber nach der vorangegangenen Energieleistung sicherlich etwas müde, starteten die Bullen am Freitagabend in das Match gegen Beit Halochem Haifa. Schon früh zeichnete sich ein Duell zwischen dem Riesen Ben Simhon und Ondra Pliska ab. Die 4:2-Führung durch Ben Simhon beantwortete Pliska mit zwei lupenreinen Dreiern in Folge. Auf Ben Simhons Treffer zum 6:8 ließ Pliska den nächsten Treffer aus Downtown folgen und die Sitting Bulls schienen die Partie recht gut im Griff zu haben. Erben erhöhte kurz vor Ende des ersten Viertels von der Freiwurflinie auf 12:22. Dennoch war das Abschnittsende für die Niederösterreicher etwas unglücklich: Wastians Dreierversuch ging In-and-Out, Dogan erhielt im Reboundkampf den Foulpfiff und die Israelis zwei Freiwürfe bei quasi abgelaufener Uhr. Dennoch blieben die Spieler von Coach Zankl noch einige Zeit in Führung: Erst 1:52 vor Seitenwechsel brachte der israelische Topscorer Ben Simhon nach zwei Offensivrebounds sein Team mit einem Dreipunktspiel 32:31 in Front.
Nach Seitenwechsel wechselten die Bullen auf das große Lineup. Doch vor allem die israelischen Lowpointer Haim und Oz stellten die Defense der Niederösterreicher immer wieder vor Probleme – zudem lief im Angriffsspiel fast nichts zusammen. Die einzige Waffe blieb Pliskas Distanzwurf, er netzte zwei weitere Dreier zum 41:39 (23. Minute). Doch gerade im Kampf um die Rebounds zeigte sich jetzt die Müdigkeit der Bullen (gesamt 54:31 für die Israelis), die Defense Transition war zu langsam und Dotan Meishar erhöhte auf 49:39. Auch die Trefferquote der Österreicher war in dieser Phase insbesondere von außen gegen die sehr großen Israelis einfach zu niedrig. Beim Stand von 68:55 5:11 vor Schluss wäre vielleicht noch etwas drinnen gewesen, aber für eine zweite „Aufholjagd deluxe“ fehlten den Sitting Bulls an diesem Tag dann doch die Körner. Defensiv ging jetzt gar nichts mehr, während Haifa alles gelang – die Folge war der klare und ernüchternde 87:57-Erfolg.
Ben Simhon 33 (19 Rebounds, 5 Assists, 4 Steals, 4 Blocks), Meishar 22 (13 Rebounds, 6 Assists), Kordova 12 (8 Rebounds), Oz 10 (1 Dreier), Haim 8 (7 Assists), Elimelech 2, Hamdan bzw. Pliska 18 (5 Dreier), Hayirli 16, Dogan 9, Erben 8, Wastian 4, Gergely 2, Toth, Vrba
Interwetten/Coloplast Sitting Bulls (AUT) – Nevskiy Alliance St. Petersburg 62:34 (28:17)
Für das Team von Headcoach Zankl war klar, dass nur ein Sieg gegen St. Petersburg die Qualifikation für ein Finalturnier sicherstellen konnte. Dementsprechend motiviert rollten Erben, Hayirli, Dogan, Wastian und Vrba auf den Court – und ebenso gehemmt starteten sie gegen die Legionärstruppe Yelyshev (Ukraine), Gustavsson (Schweden), Urga (Lettland), Zymantas und Venckus (beide Litauen). Nach dem 6:7 durch den an diesem Tag überragenden Hayirli in Minute 6 folgte eine ganz schwache Phase, die die Russen zu einem 8:0-Run nutzten. Für die Bullen stand nach dem ersten Abschnitt offensiv mit mickrigen 6 Punkten eigentlich nichts auf der Habenseite. Doch wie so oft war eine deutlich bessere Defense im zweiten Abschnitt der Schlüssel zum Erfolg: Ein Steal von Wastian leitete einen einfachen Fastbreak von Hayirli zum 8:15 ein, die Bullen stellten auf Full Court Press um und wirkten auf einmal gelöst: Es folgte Steal auf Steal, auch wenn es noch ein wenig dauerte, bis die Bullen die sich bietenden Chancen durch Wastian und Hayirli nutzen konnten. Doch da Venckus Treffer zum 14:17 (16.) tatsächlich die einzigen Punkte der Gastgeber in diesem Abschnitt sein sollten, holte Hayirli mit zehn Punkten in Folge seinem Team die Führung (24:17), die Erben bis zur Pause noch auf 28:17 ausbaute.
Nach Seitenwechsel folgte allerdings wieder etwas mehr Krampf als Kampf, die Bullen wirkten wieder nervöser und in der Defense nicht mehr so souverän. Topscorer Venckus verkürzte auf 37:32. Doch gegen Ende war das österreichische Defensivbollwerk für St. Petersburg wie schon im zweiten Viertel quasi nicht mehr zu durchdringen: Auch in den letzten zehn Minuten gelangen den russischen Gastgebern nur zwei Punkte, spätestens bei Erbens Treffer zum 47:34 war der Widerstand gebrochen. Die Sitting Bulls betrieben noch Ergebniskosmetik und sicherten sich einen 62:34-Erfolg, der letztlich auch den verdienten Gruppensieg und die Qualifikation für die EuroLeague 1 in Bilbao (ESP) bedeutete.
Hayirli 23 (16 Rebounds, 9 Assists, 4 Steals), Erben 22 (8 Rebounds), Wastian 11, Pliska 5 (1 Dreier), Dogan 1, Al Naqqash, Eckerl, Toth, Vrba bzw. Venckus 17, Yelyshev 6 (11 Rebounds), Gustavsson, Zymantas (6 Assists) je 4, Urga 3, Butenko, Chikishev, Dmitriev, Gorodestkii, Gutsan, Krasiuk, Sagitov
Weitere Ergebnisse:
Santa Lucia Roma (ITA) – Nevskiy Alliance St. Petersburg (RUS) 42:49
Beit Halochem Haifa (ISR) – Santa Lucia Roma (ITA) 44:53
Nevskiy Alliance St. Petersburg (RUS) – Beit Halochem Haifa (ISR) 65:44
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