Sitting Bulls erfighten den zehnten Titel

Die Meisterschaftssaison 2013/14 ist zu Ende – der alte und neue Staatsmeister heißt Interwetten/Coloplast Sitting Bulls.

Bis zur letzten Minute war das Finale vor toller Wolfsberger Kulisse wie schon die Vorrundenbegegnungen und auch das Playoffspiel zwischen den Niederösterreichern und den steirischen Flink Stones ein Duell auf Augenhöhe, das erst mit dem Schlusssignal der Sirene entschieden war. Die Sitting Bulls holten dank des knappen und hart erkämpften 63:59-Erfolgs den insgesamt bereits 10. Meistertitel nach Niederösterreich.

Sichtlich enttäuscht, aber erhobenen Hauptes rollten die Steirer nach 40 Minuten, in denen sie den Niederösterreichern alles abverlangt hatten, vom Feld – sie stellten mit Jörg Goldgruber und seinen 442 Punkten den Topscorer der Saison und mit Mario Grabner einen Spieler im All-Star-Team. Im Semifinale gegen den RSV Basket Salzburg 2 waren die flinken Steine souveräner aufgetreten als der spätere Titelgewinner: Sie feierten einen ungefährdeten 86:24-Sieg über die Mozartstädter, während die Bullen ein überzeugendes drittes Viertel gegen das starke Kärntner Heimteam dringend nötig hatten, um den Einzug ins Finale perfekt zu machen; am Ende lautete das Semifinal-Ergebnis 71:59 für die Sitting Bulls.

Die Bronzemedaille holten sich die Kärntner Wildpferde vor ihrem Heimpublikum mit einer couragierten Leistung und einem 63:36-Sieg über Salzburg.

Ins All-Star-Team der Saison wurden neben Mario Grabner von den Flink Stones auch Christoph Schaschl (Carinthian Broncos), Michal Solc (Hobit Brno) sowie die beiden Bullen Matthias Wastian und Ondra Pliska gewählt.

1. Semifinale: Interwetten/Coloplast Sitting Bulls – Carinthian Broncos 71:59 (34:29)

Nach einer Anfangsphase, in der beiden Mannschaften offensiv noch nicht viel gelang, fanden die Bullen, die diesmal wieder auf alle Spieler zurückgreifen konnten, ihren Rhythmus und zogen mit zehn Punkten in Folge auf 11:4 davon. Insbesondere Riedl setzte mit gleich acht Punkten in den ersten zehn Minuten eine Duftmarke und bescherte seinem Team eine 17:10-Führung. Doch wie schon in den Begegnungen der Regular Season ließen sich Mehmedovic, Holdernig und Co. bis zur Pause nicht entscheidend abschütteln: Die Bullen stellten sich jetzt nicht nur sehr weit hinten rein, sie bewegten sich noch dazu auch auf dem kleinen Raum sehr schlecht, während offensiv phasenweise der Schlafwagen dominierte. So konnte Holdernig die Broncos wieder in Front bringen (22:23, 16.), ehe Hochenburger sowie ein paar Freiwürfe doch noch einen Fünf-Punkte-Vorsprung für die Spieler von Andreas Zankl beim Pausentee bedingten.

Nach Seitenwechsel ließ die Initialzündung der Sitting Bulls noch etwas auf sich warten, zuvor glichen die Heimischen erneut durch Mehmedovic aus (34:34, 24.). Dann aber zeigte eine deutlich aggressivere Verteidigung insbesondere von Pliska und Wastian ihre Wirkung, die Bullen holten sich Steals und einfache Fastbreak-Punkte, zogen mit einem 17:4-Lauf auf 51:38 davon. Ähnlich dann das Bild im Schlussabschnitt: Hanisch verwertete zwei Mal in Folge nach schönem Zuspiel im Gegenangriff und die Bullen bauten ihre Führung auf bis zu 66:46 (36.) aus, ehe sich dann nochmals der Schlendrian zurückmeldete. Zwar verwertete Wastian das insgesamt fünfte Dreipunktspiel der Bullen zum 71:53, aber Holdernig betrieb noch einiges an Ergebniskosmetik zum 71:59-Endstand.

Pliska 28, Riedl 16, Wastian 12, Ritter 6, Hochenburger 5, Hanisch 4, Demel, Eckerl, Vrba bzw. Mehmedovic 23 (1 Dreier), Holdernig 18, Kartnig 6, Kainz, Schaschl je 4, Hölzl, Kocnik je 2, Fiedler

2. Semifinale

Flink Stones – RSV Basket Salzburg 2 86:24

Bronze Medal Game

Carinthian Broncos – RSV Basket Salzburg 2: 63:36

Gold Medal Game: Flink Stones – Interwetten/Coloplast Sitting Bulls 59:63 (27:34)

Eine tolle Kulisse von deutlich mehr als 100 Zusehern in einer perfekt geeigneten Sporthalle in Wolfsberg, ausschließlich spannende bisherige Saisonduelle zwischen den steirischen Flink Stones und den niederösterreichischen Sitting Bulls, ein konzentriertes Schiedsrichterteam Heirler, Decman und Plautz – alles war angerichtet für ein ausgesprochen sehenswertes Finale im österreichischen Rollstuhlbasketball.

Die Titelverteidiger begannen mit Pliska, Ritter, Wastian, Riedl und Hanisch, während die Herausforderer mit Goldgruber, Theissl, Scherling, Grabner und Schmerlaib auf den Court rollten. Nach einem kurzen etwas nervösen Abtasten glich Grabner die zwei verwerteten Freiwürfe von Ritter und Pliska zum 2:2 aus. Die Defense dominierte aber weiter, Theissl beging bereits in Minute 5 sein drittes Foul und die Steirer stellten um, brachten Edler und Kontsch. Die Sitting Bulls sollten an diesem Tag nicht gerade ein gutes Händchen von der persönlichen Linie haben und trafen entgegen dem Saisonverlauf gerade einmal 5 von 17. Dennoch gingen sie in Minute 7 per Freiwurf mit 6:4 in Front. Ein Dreipunktspiel von Edler brachte dann aber den Führungswechsel, das erste Viertel endete mit 13:12 für die Steirer.

Der zweite Abschnitt gehörte dann aber den Bullen. Wastian war gleich zu Beginn des zweiten Viertels zwei Mal aus der Distanz erfolgreich und setzte anschließend Ritter in Szene, der zum 18:13 für die Sitting Bulls netzte. Goldgruber und Edler verkürzten, aber es folgte durch Pliska, der sich wiederholt inside gut in Szene setzen konnte, Ritter und Wastian ein 10:0-Run zum 28:17 für die Bullen. Nach einer Behinderung von hinten im Fastbreakversuch kassierte Wastian ein technisches Foul für angebliches Flopping, Goldgruber verwertete die beiden Freiwürfe. Doch Riedl und wieder Wastian zwei Mal aus der Mitteldistanz hielten den Abstand einigermaßen. Dass die Flink Stones an diesem Tag nie aufgeben würden, symbolisierte auch der Anschlusstreffer von Goldgruber zum 27:34 aus steirischer Sicht Bruchteile vor der Halbzeitsirene.

Auch Kontsch war schon früh im zweiten Viertel mit drei Fouls belastet, und so begannen die Steirer Hälfte 2 wieder mit Theissl, der sich inside gleich zwei Mal durchsetzen konnte. Das, was die Bullen in den zweiten zehn Minuten noch gut gemacht hatten in der Verteidigung, war jetzt kaum mehr zu sehen: Die Stühle wurden zu spät gestoppt, man ließ in der Zone einfache Punkte und einfache Offensivrebounds zu. Nach einem solchen verkürzte Schmerlaib auf 38:35 aus Sicht der Niederösterreicher. Riedl, in diesem Finale auch wieder sehr sicher aus der Distanz, und Pliska erhöhten wieder, ehe Goldgruber bei einem Notwurf jenseits der Dreierlinie ein Foul zog und von der Freiwurflinie erfolgreicher war als die Niederösterreicher. Nach dem 52:41 durch den starken Tschechen Pliska spielten die Bullen aber mit dem Feuer, als über drei Minuten ihr Line-Up mit 12,5 Punkten physisch einfach unterlegen war und die stark kämpfenden Steirer wieder herankamen. Auch wenn Wastian Goldgruber jetzt immer öfters aus der Offensive der flinken Steine raushielt, so nutzte Scherling seine Größe und die Löcher in der Verteidigung der Spieler von Coach Zankl aus, verkürzte in Minute 31 auf 54:51 und in Minute 33 zum 53:56.

Im Angriffsspiel flatterte jetzt bei den Bullen das Wurfhändchen, einige einfache offene Würfe fielen nicht, Pliska konnte inside ein paar Mal aussichtsreich nicht verwerten. Aber die Bullen konnten sich in dieser Phase dafür auf ihre Intensität verlassen, verteidigten gut, holten sich den einen oder anderen Steal und Offensivrebound. Wastian traf in Minute 35 vom linken Flügel zum 61:55, vergab dann aber zwei Mal von der Freiwurflinie. Goldgruber verkürzte in Minute 38 zum 61:57, Theissl in Minute 39 zum 61:59, ehe Routinier Riedl von außen den Dagger zum 63:59 versenkte, denn die jetzt souveräne Defense und ein weiterer Offensivrebound retteten die Sitting Bulls über die Zeit – und bescherten ihnen jubelnde Hände ob des zehnten Meistertitels.

Goldgruber 26, Scherling 12, Theissl 10, Edler 7, Grabner, Schmerlaib je 2, Kontsch, Kopp bzw. Pliska 24, Riedl, Wastian je 15, Ritter 9, Hanisch, Hochenburger, Vrba

Noch zwei Highlights nach dem Meistertitel

Während damit die österreichische Meisterschaft im Rollstuhlbasketball zu Ende ist, stehen noch zwei Saison-Highlights für Rollstuhlbasketball-Österreich bevor: Zunächst findet in Badajoz (ESP) von 25. bis 27. April der Challenge Cup statt, bei dem die Sitting Bulls in der Gruppe zunächst auf die Oldham Owls (GBR), die Mainhatten Skywheelers (GER) und die Pilatus Dragons (SUI) treffen. Von 9. bis 17. Juni folgt dann für das Nationalteam der Auftritt bei der B-EM im nahen Brno (CZE) – die Auswahl bekommt es dort mit Israel, Tschechien, Slowenien und der Ukraine zu tun.

Finales Ranking

1. Sitting Bulls
2. Flink Stones
3. Carinthian Broncos
4. RSV Basket Salzburg 2
5. ABSV LoFric Dolphins Wien

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